Nachruf für Professor Dr. iur. Johann Georg Helm
Die Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg trauert um den Ordinarius Dr. iur. Johann Georg Helm, der am
17. Mai 2000 im Alter von 69 Jahren in Königstein im Taunus überraschend
gestorben ist.
Von 1968 bis 1996 hatte
Johann Georg Helm den Lehrstuhl für Privat- und Wirtschaftsrecht inne und war
Direktor des Instituts für Wirtschaftsrecht, dessen Geschäftsführung er
verschiedentlich übernommen hat. Professor Helm war zugleich Zweitmitglied der
Juristischen Fakultät. Er war seit 1969 geschäftsführender Vorstand des
Instituts für Versicherungswissenschaft und seit 1992 einer der Direktoren des
von ihm mitgegründeten Instituts für Europäisches Wirtschaftsrecht.
Johann Georg Helm, in Hanau
als Sohn eines Facharztes für Kinderkrankheiten geboren, hat in Frankfurt
Rechtswissenschaft studiert und dort 1954 die Erste und 1958 in Wiesbaden die
Zweite Juristische Staatsprüfung abgelegt. Er hat 1957, 26jährig, mit einem
Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts bei Wolfgang Preiser promoviert und
1965, 34jährig, mit einer Schrift zur "Haftung von Schäden an
Frachtgütern" in Frankfurt als Assistent am Institut für
Verkehrswissenschaft und Fakultätsassistent, betreut von Hans-Jürgen Abraham,
habilitiert. Er war zwei Jahre beamteter Universitätsdozent in Frankfurt/Main
und wurde nach Lehrstuhlvertretungen in Tübingen, Marburg, Freiburg im Breisgau
und Berlin nach Nürnberg berufen. Der Wirtschaftsund Sozialwissenschaftlichen
Fakultät ist er bis zu seiner Emeritierung und darüber hinaus treu geblieben.
Johann Georg Helm hat in
vielen Abhandlungen das Transportrecht, das Unternehmens- und
Gesellschaftsrecht, das Versicherungsrecht, das Arbeitsrecht und das Allgemeine
Privatrecht, aber auch das Völkerrecht und die Rechtsgeschichte gefördert. Vor
allem war Johann Georg Helm Transportrechtler. In unendlichen Mühen und mit
außerordentlicher Sorgfalt hat er in mehreren Auflagen im HGB-Großkommentar das
Speditionsrecht, das Frachtrecht und das Eisenbahnfrachtrecht erörtert. Bis zum
Ende seiner Tage hat er an dem Kommentar zum Internationalen Transportrecht
gearbeitet, der so weit fertiggestellt ist, dass er veröffentlicht werden kann.
Als der maßgebliche Kommentator des Transportrechts in Deutschland hatte
Professor Helm großen Einfluss auf die transportrechtliche Praxis. Seit 1992
war er Mitglied der Sachverständigen-Kommission zur Reform des Transportrechts
im Bundesministerium der Justiz. Er war Mitherausgeber der Zeitschrift Transportrecht und Gründungs- und
Vorstandsmitglied
der Deutschen Gesellschaft
für Transportrecht in Hamburg. Johann Georg Helm hat als Transportrechtler
internationales Ansehen erworben. Fast alle deutschen und viele ausländische
Transportrechtler wirken an der Festschrift mit, die am 17. Februar 2001 Johann
Georg Helm zu seinem 70. Geburtstag überreicht werden sollte. Die Festgabe wird
ihn jetzt als Gedächtnisschrift ehren.
Professor Helm hat sich
unermüdlich für die Lehre des Privat- und Wirtschaftsrechts, des Bürgerlichen
Rechts, des Handels- und Gesellschaftsrechts und des Arbeitsrechts an der
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, im Grundstudium und im Hauptstudium,
eingesetzt und zur Unterstützung der Lehre zwei Lehrbücher verfasst, die in
mehreren Auflagen erschienen sind. Professor Helm hat 225 Diplomarbeiten und 40
Dissertationen betreut. Mit allen seinen Schülern, vor allem zu seinen etwa 20
Assistenten, aber auch mit seinen langjährigen Sekretärinnen, verband ihn ein
herzliches Verhältnis.
Johann Georg Helm hat sich
stets für die Geschicke seiner Fakultät und seiner Universität eingesetzt. 1970
bis 1972 war er geschäftsführender Vorsitzender der Prüfungsausschüsse. 1982
und 1983 war er Prodekan und von 1983 bis 1985 Dekan der Fakultät. In
verschiedenen Kommissionen hat er maßgeblich an der Erarbeitung neuer
Prüfungsordnungen mitgewirkt. Seit 1984 war Johann Georg Helm
geschäftsführender Vorstand der Hans-Frisch-Stiftung. Er hat diese Aufgabe
übernommen, als diese Stiftung in Schwierigkeiten geraten war, und hat durch
seine Arbeit das universitäre Stiftungsrecht gestärkt.
Professor Helm hatte sich in
den letzten Jahren seines Lebens in sein schönes Haus in Königstein
zurückgezogen, um dort seiner, all seine Kräfte fordernden, großen
Kommentierung des Internationalen Transportrechts nachzugehen. Immer haben er
und seine Frau die Nähe zur Fakultät gewahrt.
Johann Georg Helm war ein
Gelehrter, der ganz seiner wissenschaftlichen Aufgabe in Forschung, Lehre und
Praxis verpflichtet war. Johann Georg Helm war ein eleganter, zugewandter,
liebevoller, fröhlicher Mann, der einerseits niemals seine Meinung verschwiegen
hat, aber andererseits auch niemals seinen Vorteil im Auge hatte. Er hat
angeregt, gemahnt, geholfen und beigetragen. Seinem Wesen nach war Johann Georg
Helm ein Humanist. Er war ei n guter Kollege, mit dem man im Institut und in
der Fakultät gern zusammengearbeitet hat. Mit seinen langjährigen Kollegen
Wilhelm Henke und Walter Schick, die vor ihm, beide wie Johann Georg Helm viel
zu früh,
gestorben sind, verband ihn
eine enge Freundschaft. Seine große Herzlichkeit hat Johann Georg Helm auch mir
entgegengebracht. Wenn wir uns begegneten, waren wir immer sehr schnell in ein
Gespräch über Grundsatzfragen des Rechts vertieft. Ich bin ihm dafür sehr
dankbar. Für seine Leidenschaft, antike Möbel zu restaurieren, hatte er neben
der Rechtslehre nur wenig Zeit. Professor Helm war ein großartiger
Familienvater, der seine Frau, mit der er vierzig Jahre verheiratet war, und
seine drei Kinder und drei Enkelkinder über alles geliebt hat.
Johann Georg Helm hat das
Ansehen der Nürnberger Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät in
Forschung und Lehre gemehrt. Die Fakultät wird ihn stets in Erinnerung behalten
und ihren Dank in einer Gedächtnisfeier zu seinem 70. Geburtstag zum Ausdruck
bringen.
Nürnberg, 30. Mai 2000
Prof. Dr. Karl Albrecht
Schachtschneider